Wüstendittersdorf wurde durch Kauf in die Schleizer Neustadt 1402 eingemeindet, ist also als deren kommunaler Bestandteil älter als die nähergelegene heutige Agnesstraße.
Ortsteilbürgermeister:
Stephan Besser
Wüstendittersdorf existierte und existiert als menschliche Ansiedlung immer in engster Verbindung zu seinem geographischen, politischen und wirtschaftlichen Umfeld. Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist anzunehmen, dass unsere nähere Heimat um Schleiz nicht wesentlich vor dem 12. und 13. Jahrhundert dauerhaft besiedelt wurde. Von einigen Sonderfällen abgesehen scheint dieser Prozess so vor sich gegangen zu sein, dass Lokatoren, die zumeist aus dem niederen Adel stammten, ihr neu erhaltenes Lehen erschließen wollten, indem sie siedlungswillige Menschen suchten und diese unter Gewährung zeitlich begrenzter Vorteile (Steuerfreiheit, Zinsnachlässe) auf ihrem Grund und Boden anzusiedeln gedachten. Ob es sich dabei um fränkische oder slawische Siedlungswillige handelte, wird ihnen weitestgehend gleichgültig gewesen sein, da letztendlich nur der Erfolg zählte. Dieser bestand darin, schnellstmöglich unerschlossenes Gebiet wirtschaftlich nutzbar zu machen. Das war dann die Grundlage für die Möglichkeit, Steuern und Abgaben erheben zu können und damit als kleiner oder größerer Lehnsherr wirtschaftlich erfolgreich zu bestehen. Um ihren Verpflichtungen dem übergeordneten Lehnsherr nachkommen zu können und darüber hinaus ein bestmögliches Leben zu führen, war jeder dieser kleineren Lehnsherren bestrebt, ihr Land so effektiv als möglich zu nutzen, es sinnvoll zu verwalten und territorial abzurunden und zu erweitern. Der früher oft strapazierte andauernde Kampf der Sorben gegen die deutschen Eroberer wurde deshalb nicht erst vor kurzer Zeit in den Bereich der Sagen verbannt. Es fehlen zudem derzeit jegliche archäologische und urkundliche Hinweise dafür. Alle Indizien sprechen im Falle der Ansiedlung Wüstendittersdorf für eine relativ späte Erstbesiedlung durch einen Dietrich.
Die Bezeichnung "Dorf" ist keineswegs nur im heutigen Sprachgebrauch sehr eng zu sehen. Dorf erscheint zuerst im 5.Jahrhundert nach Christi Geburt bei den niederrheinischen Germanen als "throp" zur Bezeichnung der eingepferchten Viehherde und später in den Ortsnamen für den umzäunten Herrenhof. Seit dem 8. Jahrhundert werden mit Dorf auch größere Ortschaften bezeichnet. Die Größe der Ansiedlung war also für diese Bezeichnung eher zweitrangig.
Die Bezeichnung "Wüst" schildert einen oft zeitlich begrenzten Zustand einer Siedlung. Seit dem 14. Jahrhundert ging der Landesausbau durch bäuerliche Siedlungen in unserem Raum im allgemeinen zu Ende, da einerseits das siedlungswürdige Land erschöpft war, andererseits der verbliebene Wald für den großen Bedarf an Bau-, Brennholz und zur Jagd benötigt wurde. Im 15. und 16. Jahrhundert zeigen vielmehr Tendenzen zur Wüstwerdung zahlreicher Dörfer, wobei nur ausnahmsweise kriegerische Ereignisse das Sterben von Siedlungen veranlasste, vielmehr mögen zu karge Böden nach längerer Bewirtschaftung, das Versiegen von Quellen im ausgerodeten Land, wirtschaftliches Desinteresse aufgrund von Preisverfall der landwirtschaftlichen Produkte oder einfach Misswirtschaft Gründe für die Aufgabe einst gegründeter Siedlungen gewesen sein. Neue Anreize hingegen entstanden oftmals parallel dazu durch die Nutzung von Bodenschätzen und Energiequellen (Bergwerke, andere Bodenschätze wie Ton, Kies, Sand, Waldungen, Mühlen, Eisenhämmer). Oftmals wurden die Äcker und Weiden unter falschen Erwartungen vergeben. Die Qualität des Bodens wurde falsch eingeschätzt, in die klimatischen Gegebenheiten falsche Erwartungen gesetzt. Die Folge davon war, dass sich mit der geplanten Größe der Wirtschaft zwar im Thüringer Becken gut eine Familie ernähren ließ, jedoch hier ein Mehrfaches an Fläche und Arbeitskraft dazu benötigt wurde. Viele kleinere Siedlungen wurden deshalb zeitweise oder andauern aufgegeben. Die Bewohner zogen in die umliegenden Ortschaften und die Äcker wurden den Nachbarländereien zugeschlagen.
"Ditters-" deutet auf den Gründer der Ansiedlung hin. Dieser Personenname in der Ortsbezeichnung deutet auf einen Dietrich oder Theoderich hin. Das ist leider in unserer näheren Umgebung kein Einzelfall und erschwert die eindeutige Bestimmung der urkundlichen Ersterwähnung von Wüstendittersdorf erheblich. Als die Ansiedlung noch nicht "wüst" geworden war, hieß sie zwangsläufig Dittersdorf (in den verschiedenen historisch bedingten Variationen). Nun kennen wir in unserer näheren Umgebung heute:
Aus dieser Tatsache heraus gab es in der Regionalgeschichtsschreibung bislang mehrere Theorien, die bis heute noch nicht eindeutig geklärt sind und sich auch höchstwahrscheinlich nie eindeutig klären lassen.
Stille Wanderwege entlang den Ufern der Wisenta